22. Juli 2011

Ein Grab, ein Eichhörnchen, eine Haselnuss, ein Baum



Als ich gestern nach "meinem" Grab auf dem Degerlocher Friedhof schaute, gab es ein paar Blätter zu entfernen, und es ist in den letzten Tagen und Wochen auch so manches aufgegangen, das nicht von mir, sondern von Flora und Fauna selbst gesät worden war. Als ich an einem solchen Bäumchen zog, kam es samt Haselnuss aus dem Boden und überzeugte mich in Sekunden, dass es nichts für die Biotonne sei. Jetzt ist es bei uns, darf hier wachsen und unsere Terrasse verschönern. Da ist mehr Platz dafür, als auf dem Urnengrab. Ich werde hier hin und wieder berichten, wie es ihm geht.


Das Hesse-Gedicht, Gestutzte Eiche, passt nur sehr bedingt zu unserem kleinen Baum. Weil er keine Eiche ist und auch keine werden wird. Weil er, anders als der im Gedicht beschriebene Baum, noch nicht viel Lebenserfahrung sammeln konnte.
Aber immerhin, es ist ein Baumgedicht, und wir lieben es sehr.
Gründe genug, um es hier einzufügen:

Wie haben sie dich, Baum, verschnitten
Wie stehst du fremd und sonderbar!
Wie hast du hundertmal gelitten,
Bis nichts in dir als Trotz und Wille war!
Ich bin wie du, mit dem verschnittnen,
Gequälten Leben brach ich nicht
Und tauche täglich aus durchlittnen
Roheiten neu die Stirn ins Licht.
Was in mir weich und zart gewesen,
Hat mir die Welt zu Tod gehöhnt,
Doch unzerstörbar ist mein Wesen,
Ich bin zufrieden, bin versöhnt,
Geduldig neue Blätter treib ich
Aus Ästen hundertmal zerspellt,
Und allem Weh zu Trotze bleib ich
Verliebt in die verrückte Welt.

21. Juli 2011

"...und das Leben, das man kennt, hört auf." BUCHTIPP


Copyright: Ullstein Buchverlage

Joan Didion: Das Jahr magischen Denkens
List Taschenbuch, 255 S., 8,95 €, ISBN 978-3-548-60770-2

"Das Leben ändert sich schnell.
 Das Leben ändert sich in einem Augenblick.
Man setzt sich zum Abendessen, und das Leben, das man kennt, hört auf."

Das waren die ersten Worte, die Joan Didion nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes schrieb. Und es waren für längere Zeit auch die Letzten.
Mit diesen Worten beginnt auch ihr neues Buch, das sich intensiv und sezierend mit ihrer neuen Lebenssituation auseinandersetzt.  Ihr Mann, der Schriftsteller John Gregory Dunne erleidet am 30. Dezember 2003 einen Herzinfarkt und stirbt. Ihre Tochter Quintana liegt mit einer lebensbedrohlichen Infektion auf der Intensivstation eines New Yorker Krankenhauses. 5 Wochen nach Erscheinen dieses Buches ist auch sie gestorben.

Joan und ihr Mann waren vierzig Jahre miteinander verheiratet und haben ihr Leben intensiv miteinander geteilt. Anders als andere Paare konnten sie auch ihren Beruf, das Schreiben, immer in ihrem gemeinsamen Haus ausüben. Sie waren einander im Leben und in der Arbeit alles. Wie geht man mit so einem Verlust um, was macht es mit einem? Kann man einen Sinn darin finden?

Als Intellektuelle und Schriftstellerin beginnt Joan Didion, Literatur zum Thema Krankheit, Tod und Sterben zu lesen und zitiert aus eine Vielzahl von Werken in ihrem Buch. Sie beschreibt ihre Hilflosigkeit und ihre anfängliche Verweigerung, den Tod Johns zu akzeptieren. Am Ende des Buches, genau ein Jahr nach Johns Tod schreibt sie:

"Ich weiß, warum wir versuchen, die Toten am Leben zu halten: Wir versuchen sie am Leben zu halten, um sie bei uns zu behalten. Ich weiß auch, dass, wenn wir selbst leben wollen, irgendwann der Punkt kommt, an dem wir die Toten auslöschen müssen, sie gehen lassen, sie tot sein lassen müssen."

Schon lange habe ich kein Buch mehr gelesen, das mich so beeindruckt hat. Manche Sätze möchte man sich irgendwo aufschreiben, um sie nicht zu vergessen und sie sich immer wieder hervorholen zu können. Es ist ein Buch, das nicht nur einmal gelesen werden will und das mich sicher lange begleiten wird.

Eine Rezension von Susanne Martin (Schiller Buchhandlung, Stuttgart) 

9. Juli 2011

Bischöfin Dr. Greiner und Bestatter Roth im Gespräch

Das evangelische Onlinemagazin CHRISMON veröffentlichte im Juli 2011 ein interessantes Interview über "heikle Fragen" der Bestattungskultur, von Kirche und Religiosität heute, auf das wir gerne hinweisen möchten. 

Hochzeit und Beerdigung - wie viel Eigensinn tut gut und wie viel Tradition? 

http://chrismon.evangelisch.de/artikel/2011/hochzeit-und-beerdigung-%E2%80%93-wie-viel-eigensinn-tut-gut-und-wie-viel-tradition-11465


4. Juli 2011

Trommeln was das Zeug hält

Am 3. Juli 2011 wurde es um 18.30 Uhr laut in der Tränke. 27 Frauen und Männer waren zum Rhythmus-Trommel-Abend mit Till Ohlhausen gekommen, der zu einem großartigen Erlebnis wurde. Schon nach wenigen Sekunden hatte Till die Gruppe zum wilden Trommeln gebracht. Es war laut. Und es klang phantastisch. Er zeigte uns Rhythmen aus Afrika und Kuba, wir klatschten aber auch zum Lied "Heut kommt der Hans zu mir", wir durften ganz verschiedene Trommeln ausprobieren und haben sogar ein kubanisches Lied gesungen, das der Göttin Yemaya gewidmet war.


Am Ende glühten und schmerzten die Hände, man sah lauter zufriedene, heitere Gesichter und es stellte sich nur eine Frage: Wann treffen wir uns wieder? 

1. Juli 2011

Ein neues Bild für unseren kleinen Veranstaltungsraum



Nachdem dieses Bild von Frau Euchner schon seit einigen Monate bei uns ist, brachte sie uns vor ein paar Tagen ein weiteres dreiteiliges Gemälde.

Lebenszeit - Chancen - merkwürdig
Mehr zu den Bildern, ihrer Entstehung und ihrem Inhalt können Sie in Kürze auf unseren Internetseiten nachlesen (Rubrik "Unsere Räume").